ONsüd – spezial
Einblick in die Arbeit des ÖALZ
Wir haben das Ökumenische Arbeitslosenzentrum an der Sauerbruchstraße 7 in der Nähe des
Neumarktes in Recklinghausen besucht. Das Zentrum wurde vor vielen Jahren aus einer Initiative
arbeitsloser Bürger gegründet. Heute steht es für kompetente Beratung für das
Thema Hartz IV und für Begegnung. Über die aktuelle Situation und die Zukunft
des ÖALZ sprachen wir mit der 2. Vorsitzenden Rita Nowak.
ONsüd: Was
macht das ÖALZ eigentlich genau? Wofür setzt es sich ein? Wie ist es
entstanden?
R.N.: Vor mehr
als 30 Jahren haben sich arbeitslose Bürger*innen gefunden, um sich gemeinsam
auf den Weg zu machen und Angebote für Kultur, Bildung und Freizeit zu
schaffen. Vor allem mit der Einführung der Hartz-Reformen verlagerte sich die
Arbeit mehr auf Beratung. Waren es zu Anfang überwiegend Spenden, die die
Arbeit ermöglichten, sind es heute überwiegend Fördermittel des ESF, der Stadt
und der Kirchen. Der Bereich Begegnung war früher wie auch heute ein wichtiges
Standbein für unsere Arbeit. Hierzu haben wir eine Fahrradwerkstatt, einen
Mittagstisch, Kooperationen mit anderen Vereinen und Programmen, die von der
Bundesregierung gefördert werden, eingerichtet.
ONsüd: Sie
sprachen von Kooperationen und Projekten. Welche Projekte gibt es?
R.N.: Vielen
Bürgern in RE Süd ist sicher unsere Fahrradwerkstatt bekannt.
Hier beschäftigen wir einen Mitarbeiter, der über den sozialen Arbeitsmarkt beschäftigt wird.
Sascha Rayna arbeitet zur Zeit in der Fahrradwerkstatt |
Hier beschäftigen wir einen Mitarbeiter, der über den sozialen Arbeitsmarkt beschäftigt wird.
Eine weitere
Kooperation ist entstanden über das vom Bundesministerium für Bildung und
Forschung geförderte Programm „Kultur macht stark“. Hier arbeiten wir mit der
Käthe-Kollwitz-Schule und Pangea (Vestische Bildungsbrücke) zusammen. Konkret
gehen wir unter Leitung von Gerd Miethe in Bildungseinrichtungen und üben mit
Kindern das Erstellen von Videos, Interviews und Kameraführung und machen auch
auf die Gefahren des Internets aufmerksam. Das Ganze dient letztlich der
Persönlichkeitsentwicklung.
In dem Verein
Granatapfel e.V. haben sich Syrer und Deutsche zusammengeschlossen die
Integration voranzutreiben. Im Zentrum führen wir dazu regelmäßig Nachhilfe-
und Arabischunterricht durch.
Bei uns im
Hause gibt es eine Anlaufstelle des Kulturpott Ruhr. Jeden 1. und 3. Dienstag
sitzt Jan Justrie dort und berät und beschafft Karten für Kunst und Kultur.
OnSüd: Vor
einiger Zeit war zu lesen, dass es zukünftig das ÖALZ schwer haben wird?
R.N.: 2007 hat
der damalige Landesarbeitsminister Laumann (CDU) die Mittel für alle
Arbeitslosenzentren und-initiativen gestrichen. Damals haben von ca. 130 nur
etwa 30 überlebt. Unter der späteren neuen (Rot-Grün) Landesregierung wurde die
Zuschüsse wieder gewährt. Nun hat Herr Laumann, nachdem er wieder
Landesarbeitsminister ist, angekündigt, dass Fördermittel nicht mehr benötigt
würden, weil es von staatlicher Seite genügend Beratung gibt. Von Seiten seines
Ministeriums ist angekündigt worden bzw. gibt es Überlegungen, die Mittel aus
dem ESF ab 2021 komplett zu streichen. Da diese Mittel überwiegend unsere
Einnahmen sind, könnte es also 2021 zu erheblichen Turbulenzen kommen. Wir
werden versuchen mit anderen Einrichtungen dagegen anzukämpfen. Eine
unabhängige Beratung kann es nur über Einrichtungen wie unsere geben.
ONsüd: Die
Zukunft ist zunächst ungewiss. Gibt es denn Planungen für die nahe Zukunft?
R.N.: Bereits
ab dem 16.September werden wir den Preis für unseren Mittagstisch auf 1 €
senken, um mehr Menschen in unser Zentrum zu bekommen. Geplant ist ein
Nachmittag mit Kaffee und Kuchen und Ausflüge. Die Kooperationen werden wir
weiter pflegen und ausbauen.
Rita Nowak unterhält sich im Computer Raum mit Frau Müller, die gerade das kostenlose Angebot nutzt sich im Internet Informationen für den Arbeitsmarkt zu beschaffen |
ONsüd: Zum
Schluss eine persönliche Frage: Was wünschen Sie sich persönlich für das
soziale Leben?
R.N.: Es muss
eine grundsätzliche Reform der Hartz-IV-Reform geben. Aus- und Fortbildung und
Umschulungen und ein sozialer Arbeitsmarkt müssen im Vordergrund von
Arbeitsagentur und Jobcenter stehen, nicht die Drangsalierung. Der Staat, das
Land und die Kommunen müssen sich um die ökologische und soziale Wende kümmern
und entsprechend handeln. Es sollte möglichst keine abgehängten Menschen und
Stadtteile geben. Denkbar ist auch die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens
aufzugreifen und weiter zu entwickeln. Im Wirtschaftsleben muss es heißen
Mensch vor Rendite und nicht umgekehrt. In den letzten Jahren haben wir erlebt,
dass Wirtschaftsunternehmen nicht immer die besseren Unternehmer sind.
ONsüd: Wir
danken für das Gespräch!
Wir haben das Ökuminische Arbeitslosenzentrum an der Sauerbruchstraße 7 in der Nähe des Neumarktes besucht. Das Zentrum wurde vor vielen Jahren aus einer Initiative arbeitsloser Bürger gegründet. Heute steht es für kompetente Beratung für das Thema Hartz IV und für Begegnung. Über die aktuelle Situation und die Zukunft des ÖALZ sprachen wir mit der 2. Vorsitzenden Rita Nowak.
ONsüd: Was macht das ÖALZ eigentlich genau? Wofür setzt es sich ein? Wie ist es entstanden?
R.N.: Vor mehr als 30 Jahren haben sich arbeitslose Bürger*innen gefunden, um sich gemeinsam auf den Weg zu machen und Angebote für Kultur, Bildung und Freizeit zu schaffen. Vor allem mit der Einführung der Hartz-Reformen verlagerte sich die Arbeit mehr auf Beratung. Waren es zu Anfang überwiegend Spenden, die die Arbeit ermöglichten, sind es heute überwiegend Fördermittel des ESF, der Stadt und der Kirchen. Der Bereich Begegnung war früher wie auch heute ein wichtiges Standbein für unsere Arbeit. Hierzu haben wir eine Fahrradwerkstatt, einen Mittagstisch, Kooperationen mit anderen Vereinen und Programmen, die von der Bundesregierung gefördert werden, eingerichtet.
ONsüd: Sie sprachen von Kooperationen und Projekten. Welche Projekte gibt es?
R.N.: Vielen Bürgern in RE Süd ist sicher unsere Fahrradwerkstatt bekannt. Hier beschäftigen wir einen Mitarbeiter, der über den sozialen Arbeitsmarkt beschäftigt wird.
Eine weitere Kooperation ist entstanden über das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Programm „Kultur macht stark“. Hier arbeiten wir mit der Käthe-Kollwitz-Schule und Pangea (Vestische Bildungsbrücke) zusammen. Konkret gehen wir unter Leitung von Gerd Miethe in Bildungseinrichtungen und üben mit Kindern das Erstellen von Videos, Interviews und Kameraführung und machen auch auf die Gefahren des Internets aufmerksam. Das Ganze dient letztlich der Persönlichkeitsentwicklung.
In dem Verein Granatapfel e.V. haben sich Syrer und Deutsche zusammengeschlossen die Integration voranzutreiben. Im Zentrum führen wir dazu regelmäßig Nachhilfe- und Arabischunterricht durch.
Bei uns im Hause gibt es eine Anlaufstelle des Kulturpott Ruhr. Jeden 1. und 3. Dienstag sitzt Jan Justrie dort und berät und beschafft Karten für Kunst und Kultur.
OnSüd: Vor einiger Zeit war zu lesen, dass es zukünftig das ÖALZ schwer haben wird?
R.N.: 2007 hat der damalige Landesarbeitsminister Laumann (CDU) die Mittel für alle Arbeitslosenzentren und-initiativen gestrichen. Damals haben von ca. 130 nur etwa 30 überlebt. Unter der späteren neuen (Rot-Grün) Landesregierung wurde die Zuschüsse wieder gewährt. Nun hat Herr Laumann, nachdem er wieder Landesarbeitsminister ist, angekündigt, dass Fördermittel nicht mehr benötigt würden, weil es von staatlicher Seite genügend Beratung gibt. Von Seiten seines Ministeriums ist angekündigt worden bzw. gibt es Überlegungen, die Mittel aus dem ESF ab 2021 komplett zu streichen. Da diese Mittel überwiegend unsere Einnahmen sind, könnte es also 2021 zu erheblichen Turbulenzen kommen. Wir werden versuchen mit anderen Einrichtungen dagegen anzukämpfen. Eine unabhängige Beratung kann es nur über Einrichtungen wie unsere geben.
ONsüd: Die Zukunft ist zunächst ungewiss. Gibt es denn Planungen für die nahe Zukunft?
R.N.: Bereits ab dem 16.September werden wir den Preis für unseren Mittagstisch auf 1 € senken, um mehr Menschen in unser Zentrum zu bekommen. Geplant ist ein Nachmittag mit Kaffee und Kuchen und Ausflüge. Die Kooperationen werden wir weiter pflegen und ausbauen.
ONsüd: Zum Schluss eine persönliche Frage: Was wünschen Sie sich persönlich für das soziale Leben?
R.N.: Es muss eine grundsätzliche Reform der Hartz-IV-Reform geben. Aus- und Fortbildung und Umschulungen und ein sozialer Arbeitsmarkt müssen im Vordergrund von Arbeitsagentur und Jobcenter stehen, nicht die Drangsalierung. Der Staat, das Land und die Kommunen müssen sich um die ökologische und soziale Wende kümmern und entsprechend handeln. Es sollte möglichst keine abgehängten Menschen und Stadtteile geben. Denkbar ist auch die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens aufzugreifen und weiter zu entwickeln. Im Wirtschaftsleben muss es heißen Mensch vor Rendite und nicht umgekehrt. In den letzten Jahren haben wir erlebt, dass Wirtschaftsunternehmen nicht immer die besseren Unternehmer sind.
weitere INFOS unter: www.oealz.de