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Queere Recklinghauser*innen in Münster


Besuch des Christopher Street Day (CSD) in Münster

ONsüd-Bilder: Rita Nowak/ privat


(rino) Mitglieder des Vestischen Christopher Street Day e.V. besuchten am 31.8. den CSD in Münster. Die vielen Initiativen und Vereine, die den CSD in den Städten in NRW veranstalten, sind vernetzt und besuchen sich und unterstützen sich gegenseitig.
Doch um was geht es eigentlich?



Beim CSD geht es nicht um eine Art Karneval, wenn das auch viele meinen, sondern um Akzeptanz und Gleichberechtigung.
Vor 50 Jahren am 28.Juni 1969 um 1:20 Uhr begann in der Szene-Bar Stonewall in der Christopher Street Day in New York eine Polizeirazzia, die offiziell zum Ziel hatte, gegen illegale Geschäfte des Barbesitzer vorzugehen.
Razzien in Szene-Bars liefen damals in einer herabwürdigenden und massiv diskriminierenden Überprüfung der Besucher*innen ab. In diesem Rahmen wurde etwa das Geschlecht von Männern in Frauenkleidern festgestellt, um diese dann zu verhaften.
An diesem Abend des 28. Juni widersetzten sich die Verhafteten gewaltsam dagegen abgeführt zu werden und schließlich musste sich die Polizei zurückziehen. In den folgenden Tagen kam es rund um die Christopher Street zu teilweise gewaltsamen Protesten.
In den Folgejahren organisierten sich Aktivist*innen, um für die Rechte queerer Menschen zu kämpfen. Seit 1970 finden Gay Prides in den USA, seit 1978 in Zürich und seit 1979 auch in Deutschland statt. Und in Recklinghausen fand nun zum zweiten Mal am 15.06.2019 der CSD statt.
Feministinnen, Menschen mit Behinderungen, Menschen mit Migrationshintergrund und queere Menschen - so unterschiedlich die Diskriminierungen sind, so unterschiedlich die Ziele einzelner Bewegungen sind, so sehr eint uns die Ursache dafür. Patriarchale Denkstrukturen und Deutungsmuster weisen uns unsere Stellung in der Gesellschaft zu und sanktionieren Abweichungen.



Die Abschaffung des Paragraphen 175 im Jahr 1994 und die Ehe für Alle 2017 stellen Meilensteine in der Gleichberechtigung von homosexuellen Menschen dar.
Es muss aber gleichzeitig festgestellt werden, dass diese Gleichberechtigung bei weitem noch nicht die Menschen erreicht hat, die queer (= LSBTIQ*) sind und weitere Diskriminierungsgründe auf sich vereinen. So ist die Fremdbestimmung im Transsexuellengesetz noch nicht abgeschafft und so werden Regenbogenfamilien (Stichwort: Stiefkindadoption bei gleichgeschlechtlichen Paaren) nicht anerkannt. Es weiterhin die Konversionstherapien nicht verboten. An zwischengeschlechtlichen Babys werden immer noch Operationen durchgeführt um sie einem Geschlecht zuweisen können. Beides sind Verletzungen des Recht auf körperlichen Unversehrheit.
Die CSD-Initiativen, und die verschiedensten LSBTIQ*-Organisationen auch fordern daher, dass das So-Sein unhinterfragt akzeptiert wird und auf dieser Grundlage wir gemeinsam und gleichberechtigt die Regeln für unser Zusammenleben definieren. Dazu gehört einen gleichberechtigten Diskurs über die Ausgestaltung unseres Zusammenlebens in Vielfalt.
Während Recklinghausen sich (noch) nicht mit Münster oder gar Köln messen kann, so ist jede Veranstaltung wichtig.
Aber kommen wir zum CSD Münster zurück. In den Wochen vorher gab es Podiumsdiskussionen, Filmvorführungen und andere Veranstaltungen. End- und Höhepunkt war Samstag, der 31.08. Los ging es mit dem Pride (Umzug/Demo) am LWL-Museum in der Innenstadt um 11:30 Uhr. 2.500 Menschen folgten unter einer Samba-Truppe zum Hafenplatz. Dort startete um 14:00 Uhr das Bühnenprogramm. Viele Aktuer*innen informierten an Ständen, beantworteten Fragen und verteilten Broschüren.
Der nächste CSD in unserer Umgebung ist am 14. September. in der Dortmunder Innenstadt an der Reinoldikirche.
In Recklinghausen wird vorraussichtlich der CSD am 06.Juni .2020 stattfinden. Es finden jetzt schon die ersten Vorbereitungen und Gespräche statt.

Rita Nowak ist Vorsitzend*e des Vestischen Christopher Street Day e.V.