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literarisch

Weihnachtszeit

ONsüd-Bild (Archiv): Sebastian Pokojski

von Katharina Kumeko
Unscheinbare, in ihrer Farbe undefinierbare Augen schauen die Frau an. Seine Arme umschließen sie fest und ruhig. Sie hat dabei kein Gefühl von Geborgenheit. Seine Hände sind weiblich, mit zarten Gelenken und einer Männlichkeit signalisierenden, starken Behaarung auf dem Handrücken. Schließlich sinken die Arme herab. Mit gesenktem Blick betrachtet er seine nun gefalteten Hände. Er räuspert sich.
Meine Frau“, beginnt er leise, “sie macht mich fertig. Sie schreit mich an, und nur, um mich am Weggehen zu hindern, hat sie sich an meinem Pullover geklammert und mich festgehalten. Meine Unterlagen hat sie zerrissen. Einfach so! Furchtbar!“ Und zögernd fügt er hinzu: “Ich bin kein Typ von Gewalt!“
Er sieht sie an, fast hündisch ergeben ist sein Blick. Innerlich schaudert die Frau. Es ist, als blicke sie in einen Spiegel. Sie ist unfähig zu handeln. Unfähig ihm zu sagen: “Du bist zu schwach, um für mich liebenswert zu sein!“ Schweigend sitzt sie stattdessen neben ihm, duldet hündisch verliebte Blicke, duldet streichelnde Hände.
Währenddessen verfärbt sich der Himmel vor den Fenstern des Cafés in ein eigentümlich rotes Grau. Die violetten Lichterketten in den Tannenbäumen auf den Fensterbänken blinken. Passanten auf den verschneiten Bürgersteigen hasten vorüber.